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(ca. 3 km)

Horb (Horwa = Sumpfgebiet) liegt am Bahnhof 391 m ü.NN, auf der Schütte 522 m ü.NN. Aus der Römerzeit liegen von Horb lediglich Münzfunde vor.1 Das Gebiet um die Stadt war wohl alter Reichsboden, von dem um 1005 durch Kaiser Heinrich II. bedeutendes Land an das Bistum Bamberg kam.2 Beim Rangierbahnhof wurden 1925 Reihengräber aus der Alamannenzeit gefunden3. Der Name Horwa deutet auf eine erste Niederlassung als Wasserburg im Tal (lt. Hölz in der Hornau).4 Erstmals erwähnt ist Horb um das Jahr 1090 mit Sigefridus de Horwa und etwa um 1100 mit Waltherus de Horewa und Cuno de Horv.5 Als Stadt trat Horb zu Beginn des 13. Jahrhunderts in Erscheinung. Diese führte ursprünglich die Tübinger Fahne als Wappen.6 Um 1200 diente Horb als Sitz einer Nebenlinie der Pfalzgrafen von Tübingen. Sie bewohnten zunächst die einstige Burg der Edelfreien von Horb, vermutlich in der Nähe der Liebfrauen-Kapelle. Die Bezeichnung Burgstall dort erinnert an ein ursprüngliches Bollwerk. Durch Heirat gelangte Horb an die Hohenberger. Graf Burkhard IV. von Hohenberg war 1302 alleiniger Herr der Stadt. Um das Jahr 1319 kam Horb in den Besitz der Rottenburger Hohenbergischen Linie. 1381 wurde die Stadt vorderösterreichisch.7 Die Habsburger errichteten sodann nach F. Gessler und H.P. Müller am Ende des 14. Jahrhunderts die obere Burg.8 1805 wurde die Stadt württembergisch.

Bei St. Jakobus in der Liebfrauenkirche, "Kappel" genannt, beginnen wir die Pilgerreise vom Neckartal zur Kinzig. Der ursprüngliche Bau der Kapelle geht auf das Jahr 1280 zurück. Wir betreten ein spätgotisches Langhaus mit niedrigerem Seitenschiff und westlichem Vorhallenturm. Im hohen gotischen Chor steht ein großer geschnitzter Flügelaltar aus der Zeit um 1520.9 Im Mittelteil ist eine Marienkrönung dargestellt mit Johannes d.T. links und Jakobus d.Ä. rechts. Auch der rechte Seitenflügel ist dem hl. Jakobus gewidmet. Hier ist die Enthauptung des Apostels dargestellt und im Hintergrund oben links die "Legende des Hahns" von Santo Domingo de la Calzada. Ein unschuldig verurteilter Pilger, schon am Galgen hängend, wird von St. Jakobus gehalten und gerettet. Der Richter glaubt der Wundertat nicht, "genau so wenig würde sein vor ihm liegendes gebratenes Geflügel, Hahn und Henne, davonfliegen". Die Legende lässt sogleich Hahn und Henne losflattern. In der Kirche von Santo Domingo werden daher noch heute in einem Käfig stets ein Hahn und eine Henne lebend gehalten.

Das Spital bei der Liebfrauenkirche stiftete im Jahre 1352 der Horber Bürger Dietrich Gutermann, "bestehend in einem Haus, Hofstatt und Gesäß zunächst vor dem Stadttore gen Bildechingen gelegen für die Armen und Siechen zu einer steten Herberge". Die weitere Stiftung machte Ida, Gräfin von Toggenburg und Gemahlin des Grafen Rudolf III. von Hohenberg, im Jahre 1387.10

Unser Weg führt nun weiter am "Horber Bilderbuch", dem doppelseitigen Rathaus von 1765, vorbei zur oberen ehemaligen Stiftskirche Heilig Kreuz, die über hohe Stützmauern aufragt. Die Heilig-Kreuz-Kapelle, 1282 urkundlich erstmals erwähnt, musste durch die Bevölkerungszunahme am Ende des 13. Jahrhunderts, Anfang 14. Jahrhundert infolge des Aufblühens von Horb erweitert werden. Die Kirche ist ursprünglich eine hochgotische Hallenkirche vom Ende des 14. Jahrhunderts. Sie wurde nach dem Brand 1725 in eine Saalkirche umgewandelt. Erhalten sind die drei Chorabschlüsse und zwei Doppelportale am Schiff. Dieses hat jetzt ein flaches Scheingewölbe mit Frührokokostuckaturen. Aus der Zeit um 1400/10 ist die "Horber Madonna" erwähnenswert. Der Titel "Stiftskirche" bezieht sich auf die Stiftung des Chorherrenstifts durch Rudolf III. von Hohenberg im Jahre 1387.11 Bis dahin war Horb Filial von Ihlingen (siehe unter Ihlingen).

Abgegangene Kirchenbauten sind:

Die St. Johanniskirche, welche gegenüber der Liebfrauenkirche stand, wurde 1852 abgebrochen.

Hinter der Johanniskirche befand sich die Michaelskirche.

Eine Heilig-Kreuz-Kapelle stand bis 1806 auf dem Kreuz-Kapellenberg und eine weitere Kapelle beim Leprosenhaus.12

Von der Hl.-Kreuzkirche steigen wir am einstigen Dominikanerinnen-Kloster (heute Finanzamt) die Treppen hoch, am heutigen Schurkenturm (einst Festungsturm der Stadt, später Gefängnis für die Schurken) vorbei und überqueren die Panoramastraße zum Kropfbrunnenweg mit dem weiten Blick ins Neckartal. Bergab wandernd treffen wir kurz vor der Einmündung der Panoramastraße auf die alte Bezeichnung Pilgerweg bei dem nahen "Jakobusbad". Beim Gasthaus "zum St. Jakobusbad" stand einst die Siechenkapelle mit einem Nikolausaltar, erwähnt 1383. Die "Gutleuthauskapelle" (Siechenhauskapelle) wurde 1813 in ein Wohnhaus umgebaut.13 - Siechenhäuser dienten alten, pflegebedürftigen Menschen. Wie an den Klosterpforten konnten in solchen caritativen Einrichtungen auch Bettler und Pilger eine Mahlzeit bekommen. Aufgenommen werden sollten alle Fremden, besonders die Armen. - Bei der Kapelle führte einst der Pilgerweg vorbei nach Ihlingen der heutigen Bundesstraße zu. Mancher Pilger mag hier eine Rast eingelegt haben.

Wir benützen jetzt den leichten Anstieg zur Osterhalde, wo einst Weingärten angelegt waren, und gelangen oberhalb der B 14 über die Feuersteige nach Ihlingen.

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1 vgl. Fundberichte aus Schwaben, Jg. I (1893), S. 40 und Jg. VII (1899), S. 43

2 vgl. MG, Urkunde von 1005 DD Heinrich II. Nr. 511. Sie ist zwar eine Fälschung aus dem 12 Jahrhundert, lt. Jänichen ist sie aber betreffs der Besitzlisten mit dem Original wohl übereinstimmend (vgl. Jänichen, Hans, a.a.O., S. 76f und S. 82)

vgl. OAB Horb, S. 116

3 vgl. Fundberichte aus Schwaben, NF VII, Stuttgart 1932, S. 67

4 vgl. Hölz, Thomas, a.a.O., S. 180

5 vgl. Ch, S. 52 (fol. 39a im Original) und LBSt: Cod. hist. 40 nr. 147 (Codex Traditionum monasterii

 Reichenbachensis = Reichenbacher Schenkungsbuch), fol. 20b, WUB, Bd. I, S. 329 und Bd. II, S. 404. Auch nach 1115 ist ein Cuno und Walter von Horwa genannt (vgl. LBSt. Cod. nr. 147, fol. 30a und WUB, Bd. II, S. 411)

6 vgl. WUB, Bd. 3, S. 229 - Die Urkunde ist dort allerdings falsch datiert.

7 vgl. OAB Horb, S. 117 und Manz, Dieter, Die Liebfrauenkapelle in Horb a.N., a.a.O., S. 7

Weitere Ausführungen mit umfangreichen Quellenangaben siehe Hölz, Thomas, a.a.O.

8 Dies wird im neuen Heimatbuch Horb, hrsg. zur 900-Jahrfeier 1997, erwähnt werden.

9 vgl. Manz, Dieter, Die Liebfrauenkapelle in Horb a.N, a.a.O., S. 29f und S. 32

10 vgl. OAB Horb, S. 115 und 121

11 vgl. Kunsthistorischer Wanderführer a.a.O.,S. 396

vgl. Manz, Dieter, Die Stiftskirche Heilig Kreuz in Horb a.N., a.a.O., S. 8

12 vgl. OAB Horb, S. 106

13 nach Recherchen von H.P. Müller, Empfingen

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